• Arbeitsverweigerung als politische Strategie


    Arbeitsverweigerung ist traditionell eine Möglichkeit, mit den Zumutungen des kapitalistischen Systems umzugehen. Lydia Engel erklärt im Einführungsband »Zwischen Job und Selbstbestimmung« (Münster (Unrast) 2025) die paradoxe Bedeutung von Erwerbsarbeit im (heutigen) Kapitalismus. Anhand ausgewählter Beispiele sowie eigener empirischer Forschung werden individuelle Strategien aufgezeigt, die sich gegen eine Vereinnahmung des Lebens durch die Arbeit wehren. Der Sozialstaat spielt in diesem Gefüge eine widersprüchliche Rolle. Einerseits wirkt er als Durchsetzungsinstanz der Erwerbszentrierung, andererseits eröffnet er – oft unbeabsichtigt – Brüche und Nischen, in denen Menschen auch jenseits der Erwerbsarbeit leben können.

    In dem Vortrag werden in diesem Kontext sowohl Möglichkeiten als auch Grenzen individueller Praxis innerhalb des bestehenden aufgezeigt.

    Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperationsveranstaltungsreihe des Projektes MOSaIK des DGB-Bildungswerk Thüringen und Bildungskollektiv Biko, Offener Arbeit Erfurt, Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen und DBSH Thüringen. Vielen Dank für die Unterstützung durch die Mittel des TMBWK.

  • ‚Asozial‘ in drei Systemen


    Ein Element der Sozialdisziplinierung ist die Abwertung und Ausgrenzung von Menschen, die, angeblich oder tatsächlich, den Normen und Leistungsvorgaben der Arbeitsgesellschaft nicht entsprechen und deshalb nicht dazugehören sollen.

    Schon in der Weimarer Republik wurden diese Personengruppen als »asozial« stigmatisiert. Im Nationalsozialismus wurde »asozial« als Argument genutzt, um unliebsame Menschen mit diesem unkonkreten Vorwurf zu verfolgen und zu vernichten. Obwohl die Leitdoktrin der DDR war, antifaschistisch zu sein, lernte man nicht aus dieser Geschichte sondern machte sie unsichtbar und verleugnete die NS-Opfer. In der DDR galt seit 1968 vielmehr der Asozialenparagraph, der mit Zusatzbestimmungen wie Wohn- und Arbeitsplatzbindung zur Kriminalisierung vieler Menschen besonders aus der neuen Jugendbewegung führte. Heute greifen Diskurse über prekär lebende Menschen Elemente der langen Geschichte dieses nach wie vor unklaren Begriffs auf.

    Die Historikerin Dr. Katharina Lenski bietet einen Überblick über die Geschichte der Ausgrenzung im Namen der »Asozialität« und deren Aktualität.

    Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperationsveranstaltungsreihe des Projektes MOSaIK des DGB-Bildungswerk Thüringen und Bildungskollektiv Biko, Offener Arbeit Erfurt, Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen und DBSH Thüringen. Vielen Dank für die Unterstützung durch die Mittel des TMBWK.

  • (K)ein Randphänomen? Rechtspopulismus in der Gesellschaft und Betrieb

    Gute Arbeit für Alle – eine Forderung nicht nur von Gewerkschaften, hinter der sich viele versammeln können. Rechtes Gedankengut passt allerdings überhaupt nicht zu diesem Anliegen – und ist dennoch ebenfalls weit verbreitet. Nicht nur schaden Wirtschafts-, Steuer- und Arbeitsmarktpolitik rechter Parteien weit überwiegend Arbeitnehmer*innen. Hinzu kommt, dass gute Arbeitsbedingungen nur gemeinsam mit allen Kolleg*innen erkämpft werden können – viele werden aber durch diskriminierende rechte Gesellschaftsvorstellungen ausgeschlossen. Dennoch dringen rechtspopulistische Denkmuster immer weiter in viele Schichten unserer Gesellschaft vor und werden von vielen Parteien bedient. Dabei bieten sie keine konkreten Lösungen für aktuelle arbeitsweltliche Herausforderungen wie den demografischen Wandel, den ausgedehnten Niedriglohnsektor oder die Klimakrise.

    Peter Bierl (Journalist, Autor, aktiv in DJU ver.di) widmet sich zum Abschluss unserer Veranstaltungsreihe noch einmal den grundlegenden Fragen: Warum ist Rechtspopulismus nicht nur ein Problem des extrem rechten Randes, sondern weit verbreitet? Vor welche Herausforderungen stellt uns das als Arbeitnehmer*innen? Und wie können wir konkret gemeinsam handeln, um die Interessen aller lohnabhängig Beschäftigten zu verteidigen? Seid live dabei – hier geht’s zur Veranstaltung.

    Finanzierung

    Das Projekt „Connect – Vielfalt durch Teilhabe“ wird im Rahmen des Bundesprogramm „Betriebliche Demokratiekompetenz“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und durch das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration administriert.

  • Postfossile Freiheit

    Vortrag und Lesung mit Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt

    Einlass ab 18:00 Uhr, Veranstaltungsbeginn: 18:30 Uhr
    Die Bar im 1. OG ist geöffnet – Getränke zum Selbstzahlerpreis

    Die Gegenwart ist geprägt von tiefgreifenden Krisen: Kriege, Klimawandel, Artensterben, der Aufstieg autoritärer Regime – all das hängt enger miteinander zusammen, als es auf den ersten Blick scheint. In seinem neuen Buch „Postfossile Freiheit“ (Bonifatius Verlag, Juni 2025) beleuchtet Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, warum wir Demokratie, Umwelt- und Klimaschutz, Wohlstand und Frieden nicht weiter getrennt voneinander denken können.

    Der Jurist, Philosoph und Soziologe ist Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik. Bekannt wurde er unter anderem durch die erfolgreiche Klimaklage vor dem Bundesverfassungsgericht 2021, die er initiierte – es war ein Meilenstein für die Klimapolitik in Deutschland. Seither begleitet er weitere Verfassungsklagen in der wissenschaftlichen Vorbereitung und als Prozessvertreter, etwa zur Biodiversitätskrise.

    In einer Mischung aus Lesung und Vortrag spricht Ekardt über die fossilen Abhängigkeiten unserer Gesellschaft. Ekardt plädiert für eine postfossile Transformation, nicht als Verzicht, sondern als notwendigen Schritt in eine gesicherte, gerechte und freiheitliche Zukunft – und als Chance für einen neuen, nachhaltigen Wohlstand.

    Im Anschluss an Lesung und Vortrag gibt es Gelegenheit für Fragen und Diskussion mit dem Autor.

    Die Veranstaltung ist eine Kooperationsveranstaltung des BUND Thüringen e.V. und des DGB-Bildungswerks Thüringen e.V. Vielen Dank für die Unterstützung durch die Mittel des TMBWK.

  • Mit Vollgas gegen die Wand? Wie Beschäftigte die Mobilitätswende selbst in die Hand nehmen

    Viele Bereiche unserer Arbeitswelt sind im Umbruch: Ob KI oder Klimawandel, die Transformation macht vielen Beschäftigten auch Sorgen um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Diese berechtigte Angst wird, wie andere Unsicherheiten auch, gern von Rechtspopulist*innen aufgegriffen. Doch es geht auch anders: Als die Beschäftigten des italienischen Automobilzulieferers GKN 2021 die Kündigung erhalten, wehren sie sich kollektiv und besetzen die Fabrik. Sie haben einen Plan für die Zukunft: Die genossenschaftliche Produktion von Lastenrädern und Photovoltaik.

    Kathy Ziegler (ver.di Landesbezirk NRW und Initiative Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter für Klimaschutz) engagiert sich ehrenamtlich in der Basisinitiative der ex-GKN-Beschäftigten und berichtet von den Kämpfen, Niederlagen und Erfolgen der Bewegung. Dabei erzählt sie uns auch, wie eine antifaschistische Grundhaltung diesen Arbeitskampf prägt. Seid live dabei – hier geht’s zur Veranstaltung.

    Finanzierung

    Das Projekt „Connect – Vielfalt durch Teilhabe“ wird im Rahmen des Bundesprogramm „Betriebliche Demokratiekompetenz“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und durch das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration administriert.

  • Gute Arbeit – Schlechte Arbeit? Abwertung von allen, die nicht ‚normal‘ arbeiten

    Aufhebung der täglichen Höchstarbeitszeit, Arbeitspflicht für Geflüchtete, Sanktionen für Bürgergeld-Beziehende – Forderungen wie diese bestimmen seit Monaten die Nachrichten und den politischen Diskurs. Der Grund-Tenor: Work-Life-Balance gefährde den Wohlstand und wir alle sollten dringend mehr arbeiten (wollen). Aber stimmt das überhaupt?

    Fabienne Décieux (Universität Innsbruck) wirft mit uns einen Blick auf die verschiedenen Aspekte der Diskussion: Welche Arbeit wird gesehen, welche unsichtbar gemacht? Wem nützt die Abwertung von Arbeitnehmenden in Teilzeit und anderen prekären Beschäftigungsverhältnissen? Wie werden gesellschaftliche Verteilungskonflikte auf Geflüchtete und Erwerbslose verschoben? Und wie besetzt die Rechte all diese Themen? Seid live dabei – hier geht’s zur Veranstaltung.

    Finanzierung

    Das Projekt „Connect – Vielfalt durch Teilhabe“ wird im Rahmen des Bundesprogramm „Betriebliche Demokratiekompetenz“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und durch das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration administriert.

  • Ungesunde Debatte? Von Überlastung und gespaltenen Belegschaften im Gesundheitssektor

    Unterbesetzung im Schichtbetrieb, Druck durch Forderungen nach Wirtschaftlichkeit, Fach- und Arbeitskräftemangel – die Belastung für Beschäftigte im Gesundheitssektor ist hoch, die Liste der Gründe dafür lang. Anwerbeabkommen mit Drittstaaten und Leiharbeitnehmende, ebenfalls oft Migrant*innen, sollen helfen, einige der Probleme zu lösen. Doch ihre Integration in Betriebe und Dienstsstellen geht inmitten der Überlastung oft mit Konflikten und Ausgrenzung einher.

    Zum Auftakt unserer Veranstaltungsreihe treffen wir Thomas Stieber (Soziologisches Forschungsinstitut (SOFI), Universität Göttingen). Er forscht intensiv zu Fragen rund um Arbeit, zuletzt im Zusammenhang mit dem Thema Migration und einem Fokus auf Kliniken. Mit ihm diskutieren wir, wie strukturelle Probleme durch Auslagerung von Konflikten und rechte Erzählungen überdeckt werden, welche politischen Strategien dahinter stecken, und wie wir damit umgehen. Seid live dabei – hier geht’s zur Veranstaltung.

    Finanzierung

    Das Projekt „Connect – Vielfalt durch Teilhabe“ wird im Rahmen des Bundesprogramm „Betriebliche Demokratiekompetenz“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und durch das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration administriert.

  • Stadtrundgang: Die Erfurter und der Bauernkrieg

    Der Bauernkrieg war nicht nur eine Angelegenheit der Landbevölkerung, auch eine Reihe von Städten beteiligten sich an den Ereignissen von 1525. Die Führung zum Bauernkrieg geht auf städtische Hintergründe für die Beteiligung von Erfurtern an der Erhebung ein. Es werden die soziale Gliederung der Stadt, die politischen Konflikte innerhalb Erfurts und die religionshistorischen Zusammenhänge erläutert, die zur Beteiligung der Erfurter an der Erhebung der Thüringer Bauern führte. Nicht zuletzt wird auch auf die mögliche Beteiligung von Frauen an der Erhebung eingegangen. Die Führung wird geleitet von Dr. Reiner Prass, Historiker an der Universität Erfurt mit Schwerpunkt Agrargeschichte.

    Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes MOSaIK des DGB-Bildungswerk Thüringen e.V. in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen statt. Vielen Dank für die Unterstützung durch Mittel des TMBWK.

  • 30 Jahre DenkMal.

    Am 1. September 1939 begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Auch Erfurter Soldaten waren damals daran beteiligt. Mit der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands am 8. Mai 1945 endete der bis dato mörderischste Krieg der Menschheitsgeschichte.

    Am 1. September 1995 wurde 50 Jahre nach der Befreiung nach einer kurzen, aber heftigen und bundesweit geführten Debatte das »DenkMal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur« eingeweiht.

    Am 1. September 2025 laden wir alle Interessierten zu einer Gedenkveranstaltung am DenkMal, um den Opfern des NS-Militärunrechts zu gedenken, an die gesellschaftliche Debatte vor 30 Jahren zu erinnern und Fragen nach der Bedeutung des DenkMals heute zu stellen.

    Programm
        • Begrüßung und Moderation Martin Rambow (Pfarrer i. R.) und Niklas Wagner (Bildungswerk im Bistum Erfurt e.V.)
        • Rede Julika Bürgin (Mitinitiatorin des DenkMals, Professorin an der Hochschule Darmstadt)
        • Blumenniederlegung
        • musikalische Begleitung von Olaf Bessert

    Wichtiger Hinweis:
    Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen.

  • Ich war Neunzehn. Die Tage zwischen Krieg und Frieden.

    Wir möchten gemeinsam, mit möglichst vielen Interessierten, den DEFA-Film
    „Ich war neunzehn“ anschauen und im Anschluss darüber in lockerer Runde dis-
    kutieren. Bei einem Lagerfeuer im Hof können wir gemeinsam mit dem
    „Sprachcafé“ gemütlich den Abend ausklingen lassen

    „April 1945. In der Uniform eines sowjetischen Leutnants kommt der 19-jährige Deutsche Gregor Hecker in seine Heimat zurück. Er war acht, als seine Eltern mit ihm nach Moskau emigrierten. Vom 16. April bis zum 2. Mai fährt er im sowjetischen Militärfahrzeug auf dem Weg der 48. Armee von der Oder nördlich an Berlin vorbei. Mit einem Lautsprecher fordert Gregor die noch vereinzelt kämpfenden Soldaten zum Überlaufen auf. Einige kommen, andere antworten mit Schüssen. Täglich begegnet Gregor Menschen unterschiedlicher Art, hoffnungsvollen, verwirrten, verzweifelten. Bei seinen russischen Freunden fühlt er sich zu Hause, viele der Deutschen geben ihm Rätsel auf. Langsam begreift er, dass es „die Deutschen“ nicht gibt. Er trifft einfache Leute, Mitläufer, Rückversicherer, Überläufer, Durchhaltefanatiker, eingefleischte Faschisten. Die erste Begegnung mit aus dem Konzentrationslager befreiten Antifaschisten wird für ihn zu einem bewegenden Erlebnis. Und als sein Freund Sascha bei einem letzten Kampfeinsatz fällt, steht für den erschütterten Gregor fest, dass er hier am Aufbau eines anderen, besseren Deutschlands wirken wird.“ – Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992

    „Der nach Erinnerungen Konrad Wolfs facettenreich in Episoden gestaltete Antikriegsfilm beschreibt ohne Pathos und Larmoyanz die Schrecken des Krieges und macht die Schuld der Deutschen deutlich. Dabei bemüht er sich um ein Höchstmaß an Authentizität, verzichtet auf Idealisierungen und stellt Menschen mit ihren Eigenheiten und Schwächen dar. Trotz der parteilichen Emotionalität bleibt genügend Raum für eigene Assoziationen.“ – Lexikon des internationalen Films

    Gemeinsam veranstaltet mit dem DGB-Stadtverband Erfurt und der Offenen Arbeit im evangelischen Kirchenkreis Erfurt