Reichtum und Wohlstand sind hart erkauft – durch das Arbeitsleid ungezählter Arbeiter und Arbeiterinnen, durch unsagbare Belastungen von Körper und Seele, durch gesundheitszerstörende Arbeits- und Lebensbedingungen, Krankheit und frühen Tod. Unfall- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz – historisch korrekt: der Arbeiter- und Arbeiterinnenschutz – war immer Teil, wenn nicht gar ein entscheidender Teil der Klassenauseinandersetzungen. Verbesserungen des Gesundheitsschutzes mussten sich immer gegen den Wirtschaftsliberalismus durchsetzen. Die Empörung gegen Unfall- und Gesundheitsgefahren war mitbegründend für die moderne Arbeiter/innen- und Gewerkschaftsbewegung. Als Beispiele sind die großen Streiks der Bergarbeiter und der Textilarbeiterinnen 1889 bis 1904 zu nennen. Gleichzeitig war die Arbeiterbewegung ideologisch belastet vom Mythos der Männlichkeit, der Härte und des Heldentums. Im Zuge der internationalen Arbeitsteilung haben sich viele klassische Risiken an die Peripherie verlagert. Hinzugekommen sind – weltweit und in allen Branchen – neuartige psychische Belastungen, die unsere Persönlichkeit, unser Empfinden und unseren Charakter verändern und aushöhlen. Vor diesem Hintergrund ist es angesagt, die leibkörperliche und leibseelische Verletzlichkeit den Menschen in den Vordergrund der Betrachtung zu stellen und Überlegungen anzustellen, wie Leiderfahrungen zur Sprache kommen können – als Voraussetzung für Widerstand und neue Entwürfe für menschengerechte Arbeitsverhältnisse.
Der Vortrag orientiert sich am Buch des Autors: „Die Arbeit des Körpers – eine kritische Arbeitsgeschichte von der Hochindustrialisierung in Deutschland und Österreich bis zur neoliberalen Gegenwart“, Neuauflage, Mandelbaum-Verlag, Wien 2022.
Eine Veranstaltung des Biko e.V., in Kooperation mit der Offenen Arbeit Erfurt und dem Projekt „MOSaIK“ beim DGB-Bildungswerk Thüringen e.V. Vielen Dank für die Unterstützung mit Mitteln des TMBJS.