Die Erinnerung an die jüdischen Opfer des NS als Teil der DDR-Erinnerungskultur
Bei dem Gedanken an Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus, die bis 1989 auf dem Boden der DDR errichtet wurden, geraten meist solche in den Blick, die an kommunistische Widerstandskämpfer erinnern. Doch dies ist nicht die ganze Geschichte. Vor allem zu Zeiten der Sowjetischen Besatzungszone von 1945-49 wurden auch Denkmäler in Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus errichtet. Ein Beispiel dafür ist das Denkmal auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Erfurt. Es wurde 1948 von der jüdischen Gemeinde Erfurts initiiert und fällt damit in die wechselhafte Zeit der Neugründung der Gemeinde.
Gleichzeitig reiht es sich in die damalige Erinnerungspolitik ein, indem es am landesweiten Tag der Opfer des Faschismus eingeweiht wurde. Wie gelang der jüdischen Gemeinde die Errichtung eines Denkmals in einem Land, aus dem zu Beginn der 1950 Jahre ein Großteil der Jüd*innen aufgrund antisemitischer Verfolgung flohen? Und welche Rolle spielte dabei die 1953 in der DDR aufgelöste VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes), deren Thüringer Vorsitzender das Denkmal einweihte?
Im Vortrag wird auf diese Fragen eingegangen und die Geschichte dieses Denkmals erzählt. Es handelt sich um die Eröffnungsveranstaltung zur Ausstellung „‘Der zweite Sonntag im September’ – Zur Geschichte des Tags der Opfer des Faschismus“. Die Ausstellung ist vom 11.10. bis 30.10.2022 in der [L50], Lassallestraße 50, zu sehen.
Eine Veranstaltung des DGB Bildungswerk Thüringen e.V. im Rahmen des Projekts „Vom Erinnern und Vergessen. Zur vielschichtigen Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus in Ost- und Westdeutschland“, in Kooperation mit der Projektgruppe „Erfurt im NS“ und der Rosa Luxemburg Stiftung Thüringen.